"Bisher fanden sich in der astrologischen Literatur keine Hinweise darauf, daß auch das Denkmodell Astrologie mit Voraussetzungen arbeitet, wie das für jedes andere wissenschaftliche Denkmodell auch gilt. Dieser Mangel wurde im Institut für Astrologie, Freier Arbeitskreis für Lehre und Forschung, Freiburg, erkannt. Zusammen haben Dietrich von Heymann und Karsten F. Kröncke daher die Voraussetzungen des Denkmodells Astrologie formuliert."
1. Voraussetzung
"Es besteht ein Erkenntniszusammenhang zwischen dem Lauf der Gestirne und dem Verlauf des Lebens."
2. Voraussetzung
"In diesem Zusammenhang verwirklichen sich Ziele. So wie z.B. die aufgehende Sonne bei ihrem Untergang ihr "Ziel" für diesen Tag erreicht. Mit dem Begriff Finalität (Zielgerichtetheit) werden alle Formen des fatalistischen Zufallsglaubens oder des Gedankens einer Eigengesetzlichkeit ohne personale Beteiligung des Menschen abgewehrt."
3. Voraussetzung
"Jedes Symbol enthält eine Aussagekraft, die entschlüsselt (übersetzt) werden muß. Erst dann wird aus dem Erkenntniszusammenhang (der 1. Voraussetzung) und der Finalität (der 2. Voraussetzung) ein wirklichkeitsadäquater Lebenszusammenhang, den wir Identität nennen. Um die für den einzelnen Menschen gültigen Symbole zu finden, bedarf es astronomischer Berechnungen, wie überhaupt alle astrologischen Aussagen astronomischen Vorgängen entsprechen."
4. Voraussetzung
"Auf der Grundlage der astrologischen Formelsprache dienen hermeneutische Verfahren dazu, die Symbole zu neuen Bedeutungsinhalten zu verknüpfen, z. B. wie wenn man Haarfarbe und Kleidung bei einem Menschen verbindet, wenn man ihn betrachtet und so einen neuen Gesamteindruck erhält."
5. Voraussetzung
"Für jeden Menschen lassen sich sechs persönliche Punkte berechnen, die nur ihm gelten und die zum Ausgangspunkt von besonderen Häusersystemen genommen werden müssen. Das ist, wie wenn man von verschiedenen Bergspitzen aus auf dasselbe Dorf im Tal schaut. Die sechs persönlichen Punkte betreffen die seelische Ebene als Gemüt (Mond), die geistige Ebene als Ich (Medium Coeli), die körperliche Ebene als Körperlichkeit (Sonne); diese drei Ebenen beziehen sich überwiegend auf das Innere beim Menschen; drei weitere persönliche Punkte betreffen die Ebenen der Allgemeinheit (Widderpunkt), die Verbindungen (Mondknoten) und die örtliche Umwelt und der andere Mensch (Aszendent)."
6. Voraussetzung
"Die persönlichen Punkte bilden mit den übrigen Elementen unseres Sonnensystems und den Häusern ein Horoskop, das als Ganzheit gedeutet werden muß. So entsteht ein Mosaikbild mit seinen Einzelheiten. Das "Stundenbild" hat Kreisform. Der Kreis gilt hier als Zeichen für die Ganzheit. Der Mensch ist ein Ganzes, und Körperlichkeit, Geistiges und Soziales hängen eng miteinander zusammen. Aus diesen sechs Voraussetzungen entsteht nun durch Kombination ein System von Folgerungen, die zusammengenommen Arbeitsweise und Erkenntnis moderner Astrologie beschreiben und ein sehr differenziertes Bild eines Menschen abgeben."
Anmerkung:
Einschränkung Mit diesem methodischen Zugang zu einem Horoskop ist allerdings eine schwerwiegende Einschränkung zu verbinden: In vielen Fällen, wenn nicht in den meisten, übersteigt die Verwirklichung der an sich klaren Konstellation die Vorstellungskraft des Deutenden. Und das deckt sich mit der Alltagserfahrung in vielen Lebensbereichen.
Quelle: Dietrich von Heymann: Wo ist der rote Faden? Leben zwischen Astrologie und Glauben. Lehrian Verlag, Wittnau 1988, ISBN 3-924770-02-6, S. 52