Seit altersher kennt der Volksglaube die Ideen von den Altersstufen. [1] Daran knüpfte die Astrologie früh an. Dem im Osten aufgehenden Teil des Horoskops galt die erste Altersstufe, die zweite wurde der Himmelsmitte und die dritte Altersstufe dem im Westen untergehenden Teil zugeordnet, dem Ende des Lebens. [2]
Parallel zu den vier Jahreszeiten schuf die pythagoreische Lehre vier Altersstufen: Kindheit, Jugend, reifes Alter, sinkendes Leben.[3] Für die antike Einteilung des Menschenlebens blieben die Drei (zwischen Anfang und Ende wird der Höhepunkt gesetzt) und Vier (vier Jahreszeiten) von wesentlicher Bedeutung. [4]
Auf die siebener Teilung kam man durch weitere Beobachtung. Die Sieben schien sich überall als eine natürliche Offenbarung aufzudrängen. Sieben Wandelsterne (Planeten), sieben Tage für eine Mondphase, sieben Sterne gehören zu den Plejaden und Hyaden, Grossen und Kleinen Bären sowie den Orion. [5]
Die Sieben fand Eingang in die kulturellen Vorstellungen der Völker. Sie lässt sich als heilige Zahl mannigfaltig nachweisen und fand schliesslich auch Anwendung in der Anzahl der Altersstufen. „Die Zahl der sieben Lebensstufen wird neu gestützt - erst seit späthellenistischer Zeit - durch die Siebenzahl der Planeten, die ihr zugleich ein ganz neues Interesse und einen tieferen Gehalt verleiht." [6]
Die erste literarisch bezeugte Hebdomadentheorie, Siebenerrhythmus, Teilung des Menschenlebens in Stufen von je 7 Jahren, ist von Solon (640 v.-560 v. Chr. griechischer Lyriker und athenischer Staatsmann. Er wird zu den sieben Weisen Griechenlands gezählt) überliefert. Die Theorie orientiert sich in den ersten drei Stufen an natürlichen Grundlagen. Mit 7 Jahren der Zahnwechsel; mit 14 die Pubertät; mit 21 Bartwuchs; mit 28 die stärkste körperliche Kraft; mit 35 die Zeit zum Heiraten und Kinderzeugen; mit 42 der volle Abschluss des Charakters; mit 49 Lebenshöhepunkt; mit 56 reife Entwicklung von Verstand und Rede; mit 63 ein Rückgang darin; mit 70 Lebensende. [7]
In der hellenistischen Zeit nahm sich die Astrologie dieser Regel an. Vom wem zuerst diese Planetenstufen des Menschenlebens aufgestellt worden sind, liegt im Dunkel der Geschichte. Die Ordnung der Planeten, wie sie durch ihre Entfernung von der Erde und ihre Umlaufszeit bekannt gewesen sind, war Vorbild. Darüber hinaus orientierte man sich in vielen Fällen an astronomische Planetenzyklen. Von Claudius Ptolemäus (100-175 n. Chr.) sind uns sieben Jahrsiebte überliefert: [8]
Mond ...... 1. bis 4. Lebensjahr ....... rascher Wandel, unbeständig, muss noch wachsen Merkur .... 5. bis 14. Lebensjahr ..... Aufbau und Ausbildung des geistig-seelischen Knochengerüstes Venus .... 15. bis 22. Lebensjahr .... Liebeserwachen, Leidenschaft, Zeugungsfähigkeit Sonne .... 23. bis 41. Lebensjahr .... herrschen, Selbstständigkeit, Existenzgründung Mars ...... 42. bis 56. Lebensjahr .... Kampf, Ernst, Kummer, harte Mühe Jupiter ... 57. bis 68. Lebensjahr .... Gemessenheit, Klugheit, Weisheit, Ehre und Ruhm Saturn ... 69. Lebensjahr ............... Bewegungskräfte erkalten, erlahmen, es mehren sich .............. bis Lebensende .............. Abschwächung, Unlust und Mattigkeit
Die Einteilung wandelte sich etwas im Laufe der Zeit. Sie fand auch Eingang in die Kultur. Shakespeare lässt Jaques in der Komödie „As you like it" sagen: [9]
Herzog: Du siehst, unglücklich sind nicht wir allein, Und dieser weite, allgemeine Schauplatz Beut mehr betrübte Szenen dar als unsere, Worin du spielst.
Jaques: Die ganze Welt ist Bühne, Und alle Frauen und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab. Im Leben spielt ein jeder manche Rollen, Und sieben Akte sind's. Zuerst das Kind, (Mond) Das in der Wärt'rin Armen greint und sprudelt: Der weinerliche Bube, der mit Bündel (Merkur) Und glattem Morgenantlitz wie die Schnecke Ungern zur Schule kriecht; dann der Verliebte, (Venus) Der wie ein Ofen seufzt, mit Jammerlied Auf seiner Liebsten Brau'n; dann der Soldat Voll toller Fluch' und wie ein Pardel bärtig, Auf Ehre eifersüchtig, schnell zu Händeln, (Mars) Bis in die Mündung der Kanone suchend Die Seifenblase Ruhm. Und dann der Richter, In rundem Bauche, mit Kapaun gestopft, (Sonne) Mit strengem Blick und regelrechtem Bart, Voll weiser Spruch' und neuester Exempel, Spielt seine Rolle so. Das sechste Alter (Jupiter) Macht den besockten hagern Pantalon, Brill' auf der Nase, Beutel an der Seite; Die jugendliche Hose, wohl geschont, 'ne Welt zu weit für die verschrumpften Lenden: Die tiefe Männerstimme, umgewandelt (Saturn) Zum kindischen Diskante, pfeift und quäkt In seinem Ton. Der letzte Akt, mit dem Die seltsam wechselnde Geschichte schließt, Ist zweite Kindheit, gänzliches Vergessen, Ohn' Augen, ohne Zahn, Geschmack und alles.
Die Lebensjahrsiebte nach der „Hamburger Schule" Die von Alfred Witte begründete methodenkritische Auswertungsmethode ermöglichte, acht hypothetische Transneptuner astrologisch zu finden. Unter Beibehaltung der Grundidee von den Lebensjahrsiebten stellt Hermann Lefeldt folgende Zuordnung vor: [10]
. Jahr ........ Halbs. ... Bedeutung . 1.-07. ..... SO/ME ... äussere Bewegung des Körpers . 7.-14. ..... SO/PL ... Wachstum und innere Entwicklung, Reifezeit 14.-21. ..... SO/VE ... Liebeserwachen, Liebe und Fortpflanzung 21.-28. ..... SO/CU ... Geselligkeit, Gemeinschaft, Ehe 28.-35. ..... SO/MA ... beste Körperkraft und Arbeits- und Leistungsfähigkeit 35.-42. ..... SO/VU ... die Lebenskraft (Hinweis auf gesundheitliche Stabilität) 42.-49. ..... SO/JU ... Erfolge des Schaffens, die sich einstellen oder ausbleiben 49.-56. ..... SO/AP ... die Ehren und Würden aufgrund von Erfolgen 56.-63. ..... SO/SA ... körperlich langsamer werden, das Älterwerden, das Alter 64.-Ende .. SO/AD ... körperlich ruhiger werden, zurück zu den Wurzeln, Tod
Bemerkung: die Zeitangaben gehen fliessend ineinander über. ----------------- Quellen 1. Boll, Franz: „Die Lebensalter. Ein Beitrag zur antiken Ethologie und zur Geschichte der Zahlen." in „Kleine Schriften zur Sternkunde des Altertums." Koehler & Amelang, Leipzig 1950, S. 156-224, o. ISBN-Nummer 2. Boll, S. 165 3. Boll, S. 174 4. Boll, S. 183 5. Boll, S. 184 6. Boll, S. 185 7. Boll, S. 186 8. Boll, S. 194-196 9. zitiert nach Boll, S. 206-207 10. Alfred Witte, Ludwig Rudolph, Hermann Lefeldt: Regelwerk für Planetenbilder. 5. Auflage, Ludwig Rudolph (WITTE-Verlag), Hamburg 1959, S. 85-87; ISBN 392080709X
Literatur Astrologie Alfred Witte, Ludwig Rudolph, Hermann Lefeldt: „Regelwerk für Planetenbilder." 5. Auflage, Ludwig Rudolph (WITTE-Verlag), Hamburg 1959, ISBN 3-920807-09-X
Waldorfpädagogik E. A. Karl Stockmeyer: „Rudolf Steiners Lehrpläne für die Waldorfschulen", Stuttgart 1976
Henning Köhler: „Jugend im Zwiespalt. Eine Psychologie der Pubertät für Eltern und Erzieher." 4. Auflage, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1994, ISBN 3-7725-1087-6
„Erziehungskunst", Zeitschrift zur Pädagogik Rudolf Steiners: Verschiedene Aufsätze zu Themen wie z.B. Einschulungsalter, Zwölfjährige Waldorfschulzeit, Rhythmen des Tages, Monats und Jahres u.a., in Nr. 09, 10, 11/2007