Objektastrologie bezogen auf Sonne und Mond[/size]
Objektastrologie bedeutet, ein Ereignis oder eine Situation mit astrologischen Konstellationen zu beschreiben, sie daraufhin zu beurteilen, zu analysieren und zum Schluss Folgerungen zu betrachten.
Fall „Mutter-Tochter-Schwiegersohn"-Konflikt
(die Rollen männliche und weibliche Personen sind austauschbar; das Strukturelle der Situation bleibt, die Dreier-Konflikte kommen überall täglich vor)
Situation
Ehepaar bekommt eine Tochter, lässt sich scheiden, Tochter bleibt bei der Mutter, Mutter heiratet ein zweites Mal als die Tochter zehn Jahre alt ist. Damit bekommt die Tochter einen Stiefvater.
Bis zum 20. Lebensjahr der Tochter verstehen sich Mutter und Tochter bestens (meint die Mutter), mit dem Stiefvater kommt sie, etwas distanziert, gut zurecht. Mit dem leiblichen Vater, der nicht am selben Ort wohnt, pflegt sie regelmässigen Umgang.
Dann lernt die Tochter einen nur wenige Jahre älteren Mann kennen, den sie bald darauf heiratet. Der Schwiegersohn versteht sich von Anfang nicht mit der Mutter, sie ist ihm unsympathisch, er kann sie nicht leiden und meidet sie. Die Mutter mag ihn auch nicht besonders, aber sie kann ihn ihrer Tochter zuliebe tolerieren und die Familienkontakte bejahen.
Nach der Heirat bricht die Tochter den Kontakt mit ihrer Mutter ab. Der Stiefvater steht dem Vorgang passiv gegenüber, versucht mehrmals, immer wieder, zu vermitteln, vergeblich. Die zweite Ehe hält bis das der Tod sie scheidet.
Mit dem Beginn der Beziehung der Tochter und insbesondere seit ihrer Heirat verbringt die Tochter zwangsläufig weniger Zeit mit ihrer Mutter. Damit hätte sich die Mutter arrangieren können. Nun besteht aber der Schwiegersohn darauf, dass die Tochter die Besuche ihm zuliebe gegen Null zu reduzieren habe. Die Tochter beugt sich seinem Wille. So kommt es nur zu kurzen Kontakte mit der Mutter, ein oder zwei Mal im Jahr. Die Zeit dazu muss sich die Tochter unter einem Vorwand „stehlen". Unter diesem spärlichen Kontakt leidet besonders die Mutter. Ihren Schmerz kann das Tochterherz nicht erweichen, sie wagt nicht gegen den Ehemann zu handeln.
Fragestellung
Warum kann die Tochter nicht gegen den Willen des Ehemannes einen regelmässigen familiären Kontakt pflegen?
Astrologische Antwort
Die Ausgangslage erfassen und beschreiben wir mit Sonne und Mond. Sie symbolisieren heute
[list]- Mann und Frau
- Ehepaar
- Eltern
- Freundschaften
- der Tag und die Stunde, das Veränderliche während des Tages
- Öffentlichkeit, das Volk
- Berufsstände
- Körper und Gemüt, Stimmung, Laune, Atmosphäre
- Körper und Flüssigkeitshaushalt, Säfteumlauf
- med., die Augen (Sonne: re. Auge, Mond: linkes Auge)[/list:u]
Historische Aspekte
[list]Die Quellenlage liegt im Dunkel der Geschichte. Ein paar schriftliche Hinweise von z. B. Vettius Valens (um 120-170 n. Chr.) und Claudius Ptolemäus (um 100-160 n. Chr.) beziehen sich auf Autoren und deren Quellen aus dem 3. bis 2. Jahrhundert v. Chr.: „Der Mond [...] bedeutet Mutter, Zusammenleben oder gesetzliche Heirat, Auflauf von Massen. Bei den Körperteilen herrscht er über das linke Auge ..."[1] [2]
Von Keilschrifttexten (aus der Bibliothek des Assurbanipal und in Babylon, 2. Jahrtausend bis 600 v. Chr.?) liegen zahlreiche Übersetzungen vor, z. B.: „Wenn der Mond die Sonne einholt und mit ihr wandelt und Horn auf Horn stösst, wird im Land Treue sein; der Sohn wird mit seinem Vater Wahres reden; Heil überall!" [3]
„Das Aufsuchen der sehr kleinen Sterne ist unzweifelhaft eine Anstrengung für die Augen; also, schliesst der Astrolog naiv weiter, sind von ihnen, beispielsweise vor dem Nebelfleck im Krebs, der sogenannten Krippe, Schädigungen der Augen des unter ihrem Einfluss Geborenen, auch wenn er sich nicht etwa gerade mit Sternbeobachtungen abgeben sollte, zu befürchten. Nun sind aber nach weitverbreiteter antiker Anschauung die Augen des Himmels vor allem Sonne und Mond. Damit ist für den Astrologen in wunderlich bizarrem Schluss das Band zwischen Sonne und Mond und jenen Nebelflecken geschlossen." [4][/list:u]
Sonne und Mond beschreiben verschiedene Situationen am Tage, wenn es um Beziehungen geht. Das ist von Beginn des Lebens an so.
In den ersten Lebensjahren des jungen Menschen gibt es für ihn nur die Eltern, meistens insbesondere die Mutter. Die Eltern werden vordergründig in seinem Dasein wahrgenommen und haben seine ganze, ungeteilte Aufmerksamkeit, wie auch umgekehrt. Man teilt sich mit niemandem.
Ab etwa dem Kindergartenalter kommen die ersten Freundschaften dazu, später Schulfreundschaften. Die Zeit teilt sich der Mensch nun mit anderen, mal dem Willen der Eltern nachgebend, mal gegen den Willen der Eltern sich entscheidend, nur dem eigenen Wunsch nach bestimmten Freundschaften folgend. Manchmal kommt es deswegen zu den ersten Konflikten, wenn z. B. das Kind beim Freund übernachten will, aber die Eltern das verbieten. Warum verbieten das Eltern? Warum will das Kind beim Freund übernachten?
Beim Übergang in die Pubertät, als Jugendlicher und junger Erwachsener beginnt eine Freundschaft ernster zu werden. Die ersten schärferen Konflikte entstehen, wenn man sich überwiegend nur einem Menschen zuwendet und die Beziehungen zu allen anderen Personen zweit- oder drittrangig werden.
Als Verheirateter entwickelt sich das Verhältnis gravierender. „Opfert" sich der Mann zugunsten seiner Ehe seine Freunde? Oder umgekehrt? Ordnet sich der Mann dem Willen der Frau unter oder sie sich dem des Mannes? Werden die Freunde des jeweiligen anderen Ehepartners akzeptiert oder ignoriert, ausgeschlossen? Wie steht es zu den Beziehungen zu den Schwiegereltern, den angeheirateten Verwandten, den Stiefkindern?
Die Beziehungen gleichen manchmal Gradwanderungen zwischen den verschiedenen „Fronten". Sie bieten Stoff für zahlreiche Spannungen, weil oft Vorwürfe und Unverständnis über das Verhalten des jeweils anderen den Zugang für Verständnis erschweren.
Allgemeine Betrachtung
Jeder Mensch muss sich jeden Tag entscheiden, mit wem er seine Zeit verbringt. Im Eheleben ist es vorrangig der Ehepartner. Nun haben Eheleute auch Interessen, die sie nicht mit ihrem Partner teilen können. Deshalb suchen sie sich andere Kreise, wo das möglich ist. Dort treffen sie andere Menschen. Darunter den einen oder anderen mit dem man sich sehr gut versteht, weshalb man ihn zu sich nach Hause einlädt. Wenn der Besuch vom anderen Ehepartner toleriert wird, ist alles bestens, wenn das nicht der Fall ist, wird es schwierig für alle: für die Eheleute und für den Besuch. Will der Ehepartner es dem anderen recht machen, um sich die Harmonie im Haus zu erhalten und es deshalb unterlässt, weiterhin den Hobbyfreund zu sich nach Hause einzuladen, sucht er einen Ausweg, um beides zu haben. Der Hobbyfreund merkt natürlich, dass er vom Ehepartner nicht gebilligt wird. Solange die Hobbyfreundschaft trotzdem gepflegt werden kann, bleibt alles im Gleichgewicht. Wenn aber der Ehepartner wiederholte Male zugunsten seiner Frau vereinbarte Treffs mit dem Hobbyfreund absagt, wird sich dieser schon bald vernachlässigt fühlen, wie das berühmte „fünfte Rad am Wagen". Die Freundschaft wird immer karger, schliesslich versandet sie. Zurück bleibt der Ehemann, nunmehr allein ohne Hobbyfreund, aber mit einer Partnerin, die zufrieden ist, ihn endlich wieder allein für sich zu haben und über ihn verfügen zu können.
Fall „Mutter-Tochter-Schwiegersohn"-Konflikt
Die astrologische Betrachtung geht vom Planetenbild [courier]Sonne/Mond = MC/x = AS/x [/courier]aus.
„x" ist Platzhalter für die Faktoren Venus, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Hades, Admetos und Vulkanus. Sie beschreiben die Harmonie, das Glück, das Hemmende, den Eigensinn, das Unklare, Unzulängliche, Festhaltende und die Macht.
Die Mutter leidet: [courier]Neptun, Uranus, Hades[/courier]
Die Tochter will es ihrem Ehemann Recht machen, sich den Frieden im Hause bewahren, sie beugt sich der Macht: [courier]Jupiter, Vulkanus.[/courier]
Der Schwiegersohn will mit dem, was ihm nicht gefällt, nichts zu tun haben, er verdrängt: [courier]Hades.[/courier]
Obwohl uns die Horoskope der Beteiligten nicht bekannt sind, erfassen wir die Ausweglosigkeit der Lage, so wie sie mit den unterlegten Konstellationen beschrieben wird.
Wenn wir die genauen Horoskope kennen (exakte Geburtsdaten vorausgesetzt), können wir umfassender analysieren, so wie nachstehend als Beispiel vorgestellt (für Mutter, Tochter, Schwiegersohn können ebenso eingesetzt werden: Vater, Sohn, Schwiegertochter).
Mutter
[courier]SO/MO07 =
MC/UR04 = MC/ZE08
AS/NE09 = AS/CU09 = AS/HA05 = AS/AD05[/courier]
7. Sonnen-Haus
Spiegelung
MO im 7. SO-Haus/12. SO-Haus
SO im 6. MO-Haus/7. MO-Haus
[list]Im Wechsel der Tage und Stunden und bedingt durch Tätigkeiten (6) wechseln auch die Beziehungen zum Du. (7) Sie muss sich des öfteren anders einstellen, je nach dem wer ihr begegnet. Auf diese Weise gewinnt sie Menschenkenntnis. Bei ihren Freundschaften, insbesondere in der privaten Partnerschaft (7), bevorzugt sie die Zweisamkeit in der Zurückgezogenheit. (12)
Frau: Sie setzt ihre Körperlichkeit ein, um ihre Weiblichkeit zu betonen. Sie möchte Aufmerksamkeit vom Mann erlangen. Das kann zu Missverständnissen in den Erwartungen des Mannes führen und die Frau in Abhängigkeit von ihm bringen, weil er sie als Besitz betrachtet. Arbeit und Beruf begünstigen solche Situationen.[/list:u]
Planetenbilder
[courier]MC/UR04 = MC/ZE08
AS/NE09 = AS/CU09 = AS/HA05 = AS/AD05[/courier]
[list]Sie erwartet von anderen Treue, Verlässlichkeit und soziales, familiäres, gemeinschaftliches, kooperatives Verhalten, damit sie ihre Ziele verfolgen und ihren Eigensinn zeigen kann.
Wenn sie sich von anderen schlecht behandelt fühlt, wenn andere Mängel haben, zu ihr gemein oder unsozial sind, sich ihr entziehen, sie belügen und hintergehen, kommt es zur Krise, zum Bruch und zum Zerwürfnis. [courier](MC/UR = AS/NE= AS/HA = AS/AD)[/courier][/list:u]
Tochter
[courier]SO/MO12 =
MC/MO04 = MC/JU06 = MC/VU03
AS/ME08 = AS/AD12[/courier]
12. Sonnen-Haus
Spiegelung
MO im 12. SO-Haus/7. SO-Haus
SO im 1. MO-Haus/12. MO-Haus
[list]Es wird ihr schwer gemacht, allein zu sein. Überall, wo sie ist, halten sich auch andere auf, sogar in ihrer Feierabendsituation (12). Ihre Anwesenheit eröffnet ihr Möglichkeiten, die polare Ergänzung zu finden (7). Sobald sie gefunden ist (1), wird sie in die persönliche Sphäre einbezogen.
Frau: Sie tritt in die Zurückgezogenheit des Mannes ein und gerät dadurch unter seinen starken Einfluss, weil er in ihr seine polare Ergänzung zu finden glaubt. (7) Das hemmt sie in ihrer persönlichen Entwicklung. So wird der Mann zu ihrem Schicksal. (12) Aus dieser Situation möchte sie sich befreien; sie bleibt trotzdem unter seinem Einfluss. (1)[/list:u]
Planetenbilder
[courier]MC/MO04 = MC/JU06 = MC/VU03
AS/ME08 = AS/AD12[/courier]
[list]Sie erwartet von anderen Gesprächsbereitschaft, Treue, Verlässlichkeit und Halt. Das stimmt sie leicht, heiter, gut gelaunt, gibt ihr das Gefühl von Stärke und Kraft, auch Einfluss und Macht - aber alles abhängig von ihrer jeweiligen Gefühls- und Stimmungslage oder Gemütsverfassung. Wenn die Vorgänge mal nicht so laufen wie von ihr erwartet, gerät sie unter Druck, es kommt zu schicksalsschweren Situationen und Entscheidungen. [courier](MC/VU = AS/AD)[/courier][/list:u]
Schwiegersohn
[courier]SO/MO04 =
MC/HA11 = AS/PL02[/courier]
4. Sonnen-Haus
Spiegelung
MO im 4. SO-Haus/3. SO-Haus
SO im 9. MO-Haus/4. MO-Haus
[list]Der Tagesablauf vollzieht sich vornehmlich im häuslichen Bereich (4) und in Beziehung zur Nachbarschaft. (3) Die Stunden des Tages haben ihren besonderen Charakter, der den Tagesrhythmus bestimmt. Er beteiligt sich an kulturellen Vorgängen und Bestrebungen in der Öffentlichkeit. (9)
Mann: Seine Frau soll die gute Seele zu Hause sein, wie er es von zu Hause gewöhnt ist. Wenn er abwesend ist, soll sie das Haus gut bewahren.[/list:u]
Planetenbilder
[courier]SO/MO04 =
MC/HA11 = AS/PL02[/courier]
[list]Er erwartet von anderen beweglich zu sein, sich anzupassen, flexibel auf ihn einzugehen. Mit dem Erhaltenen ist er immer nur zeitweise zufrieden, weil ihm nach einer gewissen Zeit das Empfangene nicht genug ist, er benötigt mehr oder anderes. Die Ehefrau (auch der Freund, Kamerad, Kollege, die Eltern) können jedoch nicht mehr geben als wie sie haben. Das macht er denen zum Vorwurf, denn seiner Meinung nach muss man immer mehr wollen (an Bildung, Kursen, Kenntnissen usw.). Wenn andere ihm aber nicht folgen, kommt es zur Abwärtsentwicklung in der Beziehung. [courier](MC/HA = AS/PL)[/courier][/list:u]
Beratungsmöglichkeit
Ein Beratungsansatz bietet sich beim Schwiegersohn an, weil besonders er sich mit seiner Vorstellung von Partnerschaft quält, die nicht so verläuft wie er sie sich vorstellt. Das wird er auch ausserhalb der Ehe beobachten z. B. im Berufsleben unter Kollegen und in der Freizeit unter Freunden.
[list]MC/HA = AS/PL, die zwei Halbsummen einzeln betrachtet:
MC/HA, ich bin mit dem, was ich habe, nicht zufrieden, spüre einen Mangel, habe "Hunger" nach mehr.
AS/PL, andere passen sich an, gehen auf mich ein.
PL und HA beschreiben den Niedergang, die Verschlechterung. Mit MC/HA, mein Mangel und AS/PL, andere geben nach, gehen auf mich ein bedeutet das, dass der andere es mir nie wird recht machen können, mag er auch noch so oft einlenken und flexibel reagieren. Die Grundsituation verschlechtert sich im Laufe der Zeit, weil ich unverändert einen Mangel verspüre, keine wirkliche Verbesserung erkenne. Die Ursache sehe ich nicht bei mir, sondern beim Anderen, der sich nicht genügend bemüht.[/list:u]
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[size=85][1] Otto Schönberger/Eberhard Knobloch: Vettius Valens, Blütensträusse, Scripta Mercature Verlag, St. Katharinen 2004, ISBN 3-89590-150-4, S. 1
[2] Claudius Ptolemäus: Tetrabiblos. Übersetzt von Max Erich Winkel. Buch I und II, Linser Verlag, Berlin 1923, S. 25
Neudruck im Chiron Verlag, Tübingen 2000, ISBN 3925100172
Claudius Ptolemaeus astrologisches System. I.-IV. Buch. Zusammenfassende Übersetzung Johann Wilhelm Pfaff als "Astrologisches Taschenbuch für das Jahr 1822 sowie für 1823; Palm Verlag Nürnberg. Neudruck: Hrg. von Dr. Hubert Korsch, Düsseldorf 1928
[3] P. Felix Gössmann: Planetarium Babylonicum oder Die sumerisch-babylonischen Stern-Namen. Verlag des Päpstlichen Bibelinstituts, Rom 1950, 352, SIN, § 12. Über Mond und Sonne. 1., S. 157
[4] Franz Boll: „Kleine Schriften zur Sternkunde des Altertums." Hrsg. und eingeleitet von Viktor Stegemann. Mit 60 Abbildungen und 4 Karten im Anhang. geb., 450 S., Koehler & Amelang, Leipzig, 1950, S. 54
Karsten